Kürzlich hat H.U. Schöchli in der NZZ belegt, dass in den Ländern mit den höchsten Güterpreisen auch die höchsten Löhne bezahlt werden. Nationale Preis- und Lohnniveaus sind eng korreliert. Ob hohe Löhne bezahlt werden können, weil die Preise hoch sind, oder die Preise hoch angesetzt werden, weil auch hohe Löhne gegeben sind, wird daraus nicht ersichtlich (Huhn-Ei-Problematik). Mit etwas mikroökonomischer Theorie kann aber gezeigt werden, dass sich Lohn- und Preisniveau gegenseitig beeinflussen (Wechselwirkung). Soweit staatliche Preiszwänge gegen die Hochpreisinsel nicht durch reduzierte Qualität und Verfügbarkeit betroffener Güter „gekontert“ werden, schlagen sie sich früher oder später auch in niedrigeren Löhnen nieder. Die nationalen und die internationalen Anbieter in der Schweiz werden nur durch nationalen und internationalen Wettbewerb zu besseren und günstigeren Leistungen gezwungen, nicht durch legalistische Zwangsmassnahmen eines Kleinstaats.
Die UBS-Statistik zeigt, dass in der Schweiz (Zürich und Genf) zwar seit Jahren weltweite Spitzenpreise, jedoch auch weltweite Spitzenlöhne bezahlt werden. Massgebend für den Wohlstand sind aber nicht die absoluten, sondern die relativen Niveaus von Löhnen und Preisen. Für jeden Haushalt, ist entscheidend wie hoch seine Kaufkraft ist, wie viele Güter und Dienste er sich mit seinem verfügbaren Einkommen leisten kann. Aus der iPhone App (empfehlenswerte Spielerei) lässt sich neben unzähligen weiteren Beispielen etwa das folgende Beispiel (zufällig gewählt) herauslesen: In Zürich kostet ein Warenkorb an Haushaltgeräten CHF 4’998, in London CHF 3’599 – also massiv weniger. Allerdings verdient ein gelernter Automechaniker in Zürich brutto CHF 72’341, während sein Londoner Kollege nur auf CHF 35’294 kommt. Nach Steuern verbleiben dem Zürcher CHF 54’761, dem Londoner noch CHF 27’321. Somit entspricht das effektiv verfügbare Einkommen des Zürchers 11 Haushaltsgerätewarenkörben, dasjenige des Londoners 7.6 solchen Körben. Dieses relative Verhältnis ist, was letztlich zählt.
Testen Sie die App, Sie werden erstaunliche Vergleiche vorfinden. Die (nominelle) Hochpreisinsel ist in der Tat „ein Phantomproblem“, wie es schon Prof. Jörg Baumberger ausdrückte.