Wettbewerb und Uhrenmarkt: Wettlauf mit der Zeit?

Uhrwerk

Das Zentrum für Wettbewerbs- und Handelsrecht der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat zum Atelier de la Concurrence mit eingangs erwähntem Thema eingeladen. Das Thema scheint ja sehr aktuell zu sein (vgl. den Artikel von Marc Amstutz und den kurzen Kommentar von Markus Saurer hier).

Ich erlaube mir hier ein paar Spekulationen zur Sache:

Marc Amstutz geht von marktbeherrschenden Stellungen von Nivarox im Bereich der Assortiments und der ETA im Bereich der mechanischen Uhrwerke aus. Falls das zutrifft und es nicht absehbar ist, dass diese Stellungen bestreitbar werden (andernfalls lägen ja auch gar keine marktbeherrschende Stellungen vor), müsste vielleicht über eine Branchenregulierung nachgedacht werden. Dies scheint auch deshalb nicht abwegig, weil – gemäss Marc Amstutz – Nivarox und ETA ursprünglich mit dem Zweck geschaffen wurden, die gesamte Uhrenindustrie zu versorgen. Die Weko ist zudem kaum die geeignete Institution für eine auf Dauer angelegte Branchenregulierung. Analog zu anderen Sektorregulierungen müssten die wesentlichen Einrichtungen (essential facilities) – um solche muss es sich nach Auffassung von Marc Amstutz bei Nivarox und ETA eigentlich handeln – ihre Vorprodukte zu langfristigen Zusatzkosten an die Nachfrager abgeben. Damit wären die Spiesse für alle gleich lang und die Effizienzgrundsätze gewahrt.

In der Vorankündigung zum Atelier de la Concurrence ist indes von „rauem Wettbewerbswind aus Asien“ die Rede. Auf Endkundenstufe gibt es somit durchaus mit Schweizer Uhren im Wettbewerb stehende Produkte (meines Wissens stammen diese übrigens nicht nur aus Asien). So gesehen könnte es beim Streit um die Belieferung mit Assortiments und mechanischen Uhrwerken vor allem um das Prädikat „Swissness“ und damit um ein Markenzeichen, also einen brand, gehen. Damit wären wir indes wieder einmal bei der bekannten Interbrand- und Intrabrand-Wettbewerb-Diskussion angelangt. Die von Marc Amstutz geforderte Belieferungspflicht entspräche in diesem Szenario einer Förderung des Intrabrand-Wettbewerbs. Gemäss ökonomischen Erkenntnissen eine unnütze und wenig effiziente Förderung, falls der Interbrand-Wettbewerb genügend stark ist.

Das alles ist wie gesagt blosse Spekulation. Der Anlass in Neuchâtel wird zweifelsohne spannend…


Kommentare

Eine Antwort zu „Wettbewerb und Uhrenmarkt: Wettlauf mit der Zeit?”.

  1. Avatar von Daniel Emch
    Daniel Emch

    Ich glaube, es geht hier weniger um die Intrabrand- Interbrand-Wettbewerb-Diskussion, sondern eher um die Frage der Marktabgrenzung. Bilden Swiss Made-Uhren einen separaten Markt oder nicht?

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