
Am 26. September 2019 hat die WEKO der Übernahme von UPC durch Sunrise ohne Auflagen grünes Licht gegeben. Sie sah keinerlei Gefahr, dass der Deal zu einer marktbeherrschenden Stellung von Sunrise-UPC führen würde, durch die der Wettbewerb beseitigt werden könnte. Die Presse und die Wettbewerbspolitik-Community war fast unisono der Meinung, dass durch diesen Zusammenschluss der Marktleaderin Swisscom eine stärkere Konkurrentin erwachsen und der Wettbewerb dadurch sogar intensiviert würde. Ich teile diese Erwartung.
Am 22. Oktober 2019 wurde allerdings klar, dass aus diesem Deal nun vorläufig (oder definitiv?) nichts wird. Es regten sich so starke Widerstände im Aktionariat von Sunrise, dass die Übernahme-GV abgesagt wurde. Diese Widerstände haben allerdings nichts mit der kommerziellen Strategie des Zusammenschlussvorhabens, sondern vor allem mit dem Preis und dem finanziellen Konstrukt der Übernahme zu tun. Selbst die Gegner der Übernahme scheinen zu bedauern, dass aus diesen Gründen auf eine kompetitive Stärkung von Sunrise und UPC zu verzichten ist.
Dies wirft natürlich die Frage auf, ob Sunrise und UPC ihre gemeinsame kompetitive Stärkung nicht auch durch eine sehr enge Kooperation anstreben könnten. Es liegt doch auf der Hand, dass eine solche Kooperation erstens möglich und zweitens dem Wettbewerb ähnlich förderlich sein sollte wie der Zusammenschluss. Aufgrund der Prüfung des Letzteren durch die WEKO darf – muss! – zumindest angenommen werden, dass der Wettbewerb durch eine noch so enge Kooperation von Sunrise und UPC keinesfalls erheblich beeinträchtigt werden kann.
Aber natürlich wissen wir auch, dass die Option „Kooperation statt Fusion“ seit dem Leitentscheid des Bundesgerichts in Sachen Gaba/Gebro (Elmex) nicht zur Verfügung steht bzw. per se nicht zulässig wäre. Wir haben diesen BGE Entscheid im Blog schon verschiedentlich kritisiert. Der „Fall“ Sunrise/UPC zeigt m.E. nun so richtig „krass“ auf, wie sehr er in die Irre führt. Adrian Raass scheint leicht optimistisch zu sein, dass das Parlament mit der Annahme der Motion Français Gegensteuer geben könnte. Liest man aber die Erläuterungen des Bundesrats zu dieser Motion, kommen grosse Zweifel auf, ob Optimismus gerechtfertigt sein könnte.